Ohne Worte.

Picture of von JULIA DETTMER

von JULIA DETTMER

Ich weiß nicht, welcher Songtext diesem Naturwunder gerecht werden könnte, also lass ich die gewohnte musikalische Einleitung weg.

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Unser Tagesausflug zum Grand Canyon war das Atemberaubendste, was ich auf der ganzen Reise erlebt habe. Vielleicht sogar, was ich in meinem ganzen Leben erlebt habe und noch erleben werden. Kennt ihr das Gefühl, wenn es euch tatsächlich die Sprache verschlägt, weil ihr etwas zu Gesicht bekommt, was ihr vorher noch nie gesehen habt und was ihr nur ganz schwer verstehen könnt? Etwas, was ihr noch nie gedanklich begreifen und schon gar nicht in Worte fassen musstet? Genau so ging es mir, als ich in den Canyon blickte.Am letzten Tag in Vegas hatten wir unseren Trip eingeplant. Da kann man nämlich in knackigen zweieinhalb Stunden hindüsen und bekommt eine schöne Abwechslung zu Sin City serviert. Kunstwelt gegen pure Natur, wenn man so will. Und wieder war schon der Weg das Ziel. Denn wir mussten auf der Strecke nach Arizona mehrmals anhalten, um mit offenen Mündern Wunderschönes zu bestaunen. Zum Beispiel den ersten Blick auf den Lake Mead. Oder den Hoover Dam: Oder einfach nur die Straße vor uns. Und dann konnten wir den Grand Canyon plötzlich sehen. Wie ein riesiger Kuhfladen lag er platt in der Prärie. Wer keinen Bock hat, ziellos durch die Gegend zu düsen und nix gegen ein bisschen Touri-Programm hat, macht es wie wir. Fahrt zum Skywalk, stellt das Auto ab und macht die Tour dort. Wir haben’s nicht bereut.

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Zuerst kamen wir bei dieser Tour in den Genuss einer total realistisch wirkenden Ranch. Als bekennender Pferdefan (Oli: „Ey, mach bei Instagram mit Hashtag ‚Horses‘, da kriegste 20 Likes!“ -> fast) fand ich das natürlich grande. Das hier ist mein Lieblingspferdebild. Hat irgendwie Kraft und Freiheit. So, jetzt scharrt ihr schon mit den Hufen, aaalso ab zum Grand Canyon. Hier trat dann das anfangs beschriebene Gefühl ein. Mein Magen schien sich zusammenzuziehen, ich war für eine ganze Weile sprachlos und glotzte einfach nur hinein in die Schlucht.

Da kommen einem dann so feine Gedanken wie: „Worüber hatte ich mich in Deutschland nochmal zuletzt aufgeregt? Ah ja, richtig, es war eine Nichtigkeit.“ Wenn man diesem Naturkunstwerk von Angesicht zu Angesicht gegenübersteht, glaubt man quasi automatisch an Gott. Sowas kann kein Zufall sein.

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Man spürt sich selbst, seine eigene Bedeutungslosigkeit und eine kolossale Ehrfurcht vor der Natur. Vielleicht bringen die Bilder das ein bisschen rüber. Ich fürchte aber, dass es niemand nachfühlen kann, der nicht selbst völlig ungesichert an diesem Punkt stand. Hihi, ich konnte den guten Herren gerade noch davon abhalten, mal die Tiefe zu testen: Den Skywalk kann man machen, muss man aber nicht. Man darf da drauf nicht fotografieren, aber dafür kriegt man so schicke Schuhüberzieher. Ich hab die jetzt immer im Büro an, um den Boden zu schonen. Meine Kollegen lieben diesen Look! An einer anderen Stelle konnten wir es noch den Raben gleichtun und auf den ausgetrockneten Colorado River gucken. Auch abenteuerlich irgendwie. Hm, jetzt bin ich wieder ohne Worte. Vielleicht fällt mir im nächsten Eintrag zum Rentnerparadies total flippigen Yosemite National Park wieder was ein.