Hättest Du nicht Lust, mit mir den Abend zu verbringen …

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von JULIA DETTMER

… Gegen den Frust, wir könnten Nachtbaden gehen 
Hättest Du nicht Lust mit mir den Abend zu verbringen 
Gegen den Frust ins kalte Wasser springen. 

(Madsen: „Nachtbaden“ auf „Frieden im Krieg“)

Ich hätte schwören können, dass ich diesen Song schon längst mal als Einstieg gebracht habe. Stimmt nicht. Madsen sind momentan wieder schwer angesagt bei mir. Ich merke mit steigendem Alter nämlich, dass ich mich gerne an Altbewährtes halte. An die, die mich seit Jahren, teils Dekaden, begleiten. Madsen zum Beispiel. Weil so wenig Verlässliches nachkommt. Madsen beliefern mich seit elf Jahren in regelmäßigen Abständen mit Alben, von denen ich schon vor dem ersten Hören garantiert sagen kann, dass sie mir gefallen.

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Können solche Momente bitte nie enden? Wir sitzen im Abendlicht vor Bühnen, schauen Bands beim Schwitzen zu, während wir selbst ab und an die Stirn abtupfen. Wir machen das nicht mehr so hardcore-mäßig wie früher, wo wir immer in der ersten Reihe stehen mussten – komplett durchgeschwitzt und mit Edding vollgeschmiert (ich meine mich zu erinnern, dass teilweise sogar unsere Handynummern auf unseren gepushten Dekolletés prangten).

Wir widmen uns einfach genau diesem Moment, in dem die Lieblingssongs mal wieder direkt vor unserer Nase laufen. Wenn man sie nicht nur auf Platte hört, sondern fast anfassen kann. Dieses Gefühl ist ein ganz besonderes. Taubertal und Highfield, wei Festivals an zwei aufeinanderfolgenden Wochenende – das ist schon sportlich und nicht sehr low-carb.

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Aber solange die Knochen das mitmachen, mache ich auch mit. Anlass für mein erstes Taubertal: Petras Junggesellinnenabschied („Ich will keinen Bauchladen, ich will ein Festival“). Da ich nun wirklich nicht zu der Sorte Freundin gehöre, die ihrer Freundin einen Bauchladen mit Minilikören und Kondomen umhängen würden, fand ich die Idee großartig. Also, Taubertal! Das Motto war: „Wo ist das nächste Wasser?“ 40 Grad und kein Wölkchen am Himmel sind fast genauso ungünstig wie 12 Grad und Dauerregen. Wir haben uns ganz gut arrangiert. Gepriesen sei die „Shit & Shower“-Flatrate. Habe ich sofort gekauft. 7 Euro und dafür unbegrenzt duschen und ordentliche Örtlichkeiten aufsuchen. Ein Traum für Festival-Hygienebetreiber wie mich.

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Unser Tagesablauf war wie folgt: Um spätestens 7 Uhr robbten wir aus den Zelten, weil sich da drin eine Bullenhitze aufgebaut hatte. Dann schleiften wir die Matratzen in den nächsten Zeltschatten und dösten dort für ein paar Stunden weiter. Irgendwann hielten wir es aber auch da nicht mehr aus und begaben uns in die Vertikale, um Essen zu fassen. Gegen Abend machten wir uns dann auf ins Tal. Wenn man auf dem „Campingplatz Berg“ gastiert, muss man nämlich runterlaufen zum Konzertgelände (knackige 30 Minuten bei gefühlt 45 Grad Celsius und Steigung – runter ok, hoch ein wenig ermattend). Bevor wir uns vor den Bühnen breitmachten, steuerten wir aber bereits erwähnte Wasserstellen an. Riesenventilatoren, Gartenschläuche, die Tauber …Bandtechnisch hatte ich alles schon gesehen und wusste daher, wo sichere Banken auf der Bühne stehen. Ich halte mich weiter an Farin Urlaub, den sexy Gott mit dem weißblonden Haupthaar, Madsen, die sexy Brüder mit den unschlagbaren Ohrwürmern, und Olli Schulz, den sexy old dirty man mit den unsinnigen Fillern. Und ans Handbrot natürlich. Petra zeigt uns hier netterweise, wie man das fachgerecht verspeist: Zum Taubertal-Abschluss noch ein bisschen Sonnenuntergang, der ganz gut für die Hitze entschädigte. Zaubertal halt. Und weiter geht’s mit dem Highfield. Wie konnte es nur dazu kommen, dass sich fünf Wahnsinnige in ein Auto quetschten und 1.000 Kilometer/10 Stunden an einem Tag fuhren? Verschiedenste Menschen hatten mich vorgewarnt und für geisteskrank erklärt. Selbst während des Festivals erreichten mich Nachrichten wie: „Das ist komplett hirnrissig!“

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Ich gebe zu, dass ich das auch teilweise auf der Fahrt dachte. … Aber dann spielten The Gaslight Anthem „Casanova, Baby!“. Aufmerksame Verfolger meiner Kunst wissen, dass ich diesen Song gecovert und fast bist zur Unkenntlichkeit reduziert habe. Ich war auf circa zehn Gaslight-Konzerten. NIE NIE NIE haben sie diesen Song gespielt. Jetzt schon. Ich glaube, das war Brians persönliches Abschiedsgeschenk an einen seiner größten Fans (= mich). DANKE BRIAN! Dann haben wir da noch ein paar Fotos von tagsüber. Lieblingsausblick: Lieblingsessen: Lieblingsabendlichter:So, nun aber Schluss mit Festivals. Ein paar Konzertchen stehen in diesem Jahr noch an, aber die großen Kracher sind vorbei. Wirken nach. Nähren mich. Ich sage einfach danke.