Ich möchte mir an dieser Stelle zart auf die Schulter klopfen, denn in 2022 habe ich es doch wirklich geschafft, an mindestens der Hälfte der Abende zu lesen anstatt zu cybern. Wenn man sich da mal dran gewöhnt hat, entsteht schnell ein Sog, ein Bedürfnis und man lechzt förmlich nach der linearen Ruhe, die das Lesen von ein paar Seiten auslöst. Vielleicht habt ihr ja auch Lust, eure hübschen Näschen wieder mehr in Bücher zu stecken, oder sucht noch ein Geschenk für Weihnachten? Dann kommen hier meine Tops und Flops des Jahres 2022 für euch.
Nicht dabei sind circa 70 Kinderbücher von Bobo über Gigimo bis Conni. Falls euch da meine, nein UNSERE Tipps interessieren, schreibt es mir gerne :-).
Meine Lieblingsbücher 2022
1. Delia Owens: „Der Gesang der Flusskrebse“
Das Buch fehlt auf dem Foto, weil ich es sofort mit inständiger Leseempfehlung weiterverliehen habe. Ich habe es verschlungen, weil hier mit ganz klarer Sprache, wortgewandt und einfühlsam eine ungewöhnliche Geschichte erzählt wird. Zwischen Thriller und Romanze, zwischen Kriminalgeschichte und großem Szenerieroman. Mittlerweile wurde das Buch auch verfilmt und der Streifen ist ebenso wunderbar gelungen.
2. Alexa von Heyden: „Mohn und Regen“
Das hat mich richtig berührt, obwohl ich weder mit dem ersten Thema „unerfüllter Kinderwunsch“, noch mit dem zweiten „Mamas neue Beziehung im Alter“ in meinem Leben zu kämpfen habe. AvH schreibt einfach so herrlich und persönlich und lustig, dass ihr drittes Buch für mich zum totalen Page Turner wurde.
3. Julia Clark: „Der Tausch“
Dieses Buch hat mich zwei vierstündige Bahnfahrten lang wachgehalten, obwohl ich dringend hätte schlafen müssen. Das sagt alles, oder? Wirklich spannend und gerade heutzutage hochrelevant: Eine Frau will aus ihrer von Gewalt geprägten Ehe ausbrechen, indem sie verschwindet.
4. Evelyn Weigert: „Peace Bitches!“
Hach, Evelyn, ich lieb dich‘ einfach. Bitte hör nie auf, du zu sein und zwar in der Öffentlichkeit. Das hier sollten alle lesen, die eine Ladung Genesung des Selbstbewusstseins brauchen und dabei herzlich lachen wollen.
Die Flops 2022
1. Miranda Cowley Heller: „Der Papierpalast“
Ich versuche es seit Wochen, aber sie holt mich einfach nicht ab. Mir macht das Buch keinen Spaß und ich werde es schon irgendwann fertiglesen, aber bisher nur ungern.
2. Mario Vargas Llosa: „Das böse Mädchen“
Dito. Ich komm‘ irgendwie nicht rein. Ich weiß gar nicht, was es genau ist. Der Typ kann schreiben und die Geschichte scheint lesenswert, aber es packt mich nicht.
3. Mariana Leky: „Was man von hier aus sehen kann“
Same here. Lekys Sprache ist ungewöhnlich und eigenartig (im positiven Sinne) – aber auch genauso anstrengend. Vielleicht mal irgendwann, wenn ich so richtig Langeweile habe und mich darauf einlassen kann.
4. Liz Braswell: „Disney. Twisted Tales: Die Schöne und ihr Geheimnis“
Ich LIEBE „Die Schöne und das Biest“. Das bleibt auch so. Da brauche ich keine dusselige Geschichten drumherum, die herbeigesponnen wurden, um noch mehr Kohle mit der Lizenz zu machen.
Alles dazwischen – nicht nach Vorliebe geordnet
1. Anika Decker: „Wir von der anderen Seite“
War gut, aber zu lang. Eine emotionale Geschichte über eine junge Frau, die schwerkrank ist und sich Schritt für Schritt ins Leben zurückkämpft. Hätte man kürzer und knackiger fassen dürfen.
2. Magdalena Rogl: „MitGefühl: Warum Emotionen im Job unverzichtbar sind“
Ein Nischenbuch, das nötig ist. Lest es alle, egal ob ihr Führungspositionen bekleidet oder nicht. Das Buch hilft enorm dabei, seine eigenen Gefühle einzuordnen, richtig zu gewichten und zu nutzen.
3. Maja Lunde: „Die Geschichte des Wassers“
Wow, ein ganz tolles Buch! Ich mochte schon „Die Geschichte der Bienen“, obwohl es recht schwere Kost war. Das hier fließt etwas leichter, verursacht aber ebenfalls ein Grummeln im Bauch, weil der Hintergrund (dass wir die Erde dahinrotten) so ernst und aktuell ist.
4. David Safier: „Miss Merkel – Mord auf dem Friedhof“
Hach ja, ein weiterer Safier, der Spaß macht. Die Idee, das Leben der Kanzlerin nach der Kanzlerschaft fiktiv zu beschreiben, ist so simpel wie genial und Herr Safier formuliert mit so viel Rafinesse on point, dass in jedem seiner Romane ein ganz besonderer Humor entsteht. Ich werde wohl auf immer ein Riesenfan sein. Nicht nur, weil er die beste deutsche Serie ever („Berlin, Berlin“) mitgeschrieben hat.
5. Ronja von Rönne: „Ende in Sicht“
Nett! Zwei lebensmüde Damen treffen in ihrer schlechtesten Phase aufeinander und reißen sich da raus. Las sich flüssig, war kein Kracher, aber gut.
6. Verena Pausder: „Das neue Land“
Das stand schon lange auf meiner Liste, jetzt hab‘ ich’s endlich gelesen. Man muss sich erst an den Schreibstil gewöhnen – Verena schreibt nämlich das ganze Buch in Form von Reden – aber da ist man schnell drin. Ich mag es. Klare, durchdachte Ideen und Appelle zur Verbesserung vieler Zustände in unserem Land.
7. Vreni Frost: „Coin Stress“
Wer sich gerne mit dem Thema Finanzen auseinandersetzen will, kann mit diesem Buch starten. Vreni erklärt alles von Anfang an verständlich und lustig, danach ist man gerüstet, um seine Moneten zu durchblicken und den ersten ETF-Sparplan etc. aufzusetzen.
8. Karin Kuschik: „50 Sätze, die das Leben leichter machen“
So ein Käse! Schon an der Stelle, an der Kuschik erklärt, warum sie in ihrem Buch nicht gendern will, war’s für mich gelaufen. Total unschlüssige Argumentation. Auch die „50 Sätze“ waren mir viel zu generisch und einfach nicht smart.
9. Julia Knörnschild: „Chillig mit Baby“
Das würde ich allen empfehlen, die ihr erstes Kind erwarten oder gerade bekommen haben. Julia nimmt einem den Druck, der plötzlich von allen Seiten heranschwappt, und schildert witzig, realistisch und ohne Panikmache, wie es wirklich ist, Mama/Eltern zu werden.
10. Christian Huber: „Man vergisst nicht, wie man schwimmt“
Mein persönlicher Überraschungs-Hit! Ein richtig spannender Roman rund um eine Gruppe Jugendlicher (ab der Hälfte wirklich ein Page Turner) mit Tiefgang. Glückwunsch, Christian!
11. Audrina Patridge: „Choices“
Ähm, also, ähm. Wie erkläre ich jetzt dieses guilty pleasure? Ich hab „The Hills“ früher geliebt, daher verfolge ich die Karrieren der Protagonist:innen bis heute. In ihrem Buch erzählt Audrina, wie es ist, in einer giftigen Beziehung gefangen zu sein und auch, wenn ich an den meisten Stellen den Kopf über so viel Blödheit geschüttelt habe, so erklärt sie doch ganz gut, wie es zu solchen von außen unverständlichen Abhängigkeiten kommen kann.
12. Michael Buchinger: „Alle Jahre nie wieder“
Der Michi, der alte Scherzkerks. Haut immer wieder seine Hass-Bücher raus und ist einfach ein riesiges Schreib/Formulierungs-Talent. Sehr lustig, sehr schwarzer Humor, herrlich für kleine Weihnachts-Grinches.
13. Sophie Kinsella: „Erobere mich im Sturm“
Hihi, noch ein guilty pleasure. Ich komme einfach nicht an einem neuen Roman von Sophie Kinsella vorbei, wenn er irgendwo in Kassennähe auf Augenhöhe lauert. Zum ersten Mal Kontakt hatte ich mit der Guten während meines Auslandssemesters in London vor 16 Jahren, seither habe ich fast alles weggelesen, was sie veröffentlicht hat. Einfach immer wieder unterhaltsamer Seelenbalsam, wenn auch anspruchslos. Wobei, darf man Werke einer Autorin, die einen Bestseller nach dem anderen abliefert, als anspruchslos bezeichnen, oder sind nicht gerade diese besonders klug?