Baby Nummer 2 – von Vorfreude, Vorahnung und Verdrängen

von JULIA DETTMER

von JULIA DETTMER

Bald ist es soweit, ich werde zum zweiten Mal Mutter. Beim ersten Mal steckte ich meine Nase jeden Abend in ein Buch, in dem es für jeden einzelnen (!) Schwangerschaftstag eine Doppelseite mit Infos zur Entwicklung des Babys gab (es war ein sehr dickes Buch). Diesmal lief die Schwangerschaft so nebenher und wenn ich nach der Woche gefragt wurde, musste ich in meiner App nachsehen. Schon spannend, wie sich der Fokus automatisch verschiebt, wenn schon ein Kind da ist und die volle Aufmerksamkeit bekommt.

Jetzt ist es plötzlich anders. Der Endspurt hat begonnen und ich denke an fast nichts anderes mehr als an die bevorstehende Geburt und das kommende Leben mit zwei Kindern. Seit ein paar Tagen hat mich der Nestbautrieb gepackt und ich wusele durch die Wohnung, um alles vorzubereiten, obwohl noch einige Wochen Zeit sind bis zum ET. Die Klamotten liegen sortiert in den Schubladen bereit, die wir für das Baby freigemacht haben (keine weitere Malm!), Windelchen in Größe 1 warten am Wickeltisch auf ihren Einsatz und ich schätze mal, dass ich in den nächsten Tagen auch die Kliniktasche packe.

Der Babyboy kam ja früher, als erwartet – vielleicht liege ich deshalb jetzt schon so in Lauerhaltung und wappne mich für alle Eventualitäten. Wissend, dass es auch sehr schnell gehen kann, sobald alles fertig ist. Denn Nummer 1 kam genau einen Tag nach diesem von mir feierlich und entspannt gefassten Gedanken zur Welt: „So, jetzt ist ALLES fertig, jetzt kann er kommen.“
Be careful what you wish for.
Wir werden sehen, ob mein Gefühl sich bestätigt und meine Vorahnung eintritt.

Ansonsten freue ich mich sehr sehr sehr auf die Weihnachtszeit. Okay, ehrlicherweise habe ich schon einen großen Stern an die Tür gehängt, den Baumschmuck für unseren ersten Familien-Christbaum gebunkert und sicher drei Kilo Lebkuchen inhaliert. Der Gedanke, dass wir in diesem Jahr zum ersten Mal bei uns feiern und nicht mit randvoll gepacktem Auto lange Touren zu unseren Familien unternehmen müssen, entspannt mich total und ich kann mich vollkommen von der Stimmung ergreifen lassen (wenn da nicht die Nachrichten wären. Iran, Ukraine, USA, China … mich macht das alles so sprachlos. Aber jetzt fangen wir mal nicht mit der Diskussion an, ob es egoistisch ist, ein Kind in diese kranke Welt zu setzen). Auch was die Geschenke angeht, haben wir uns wieder fürs Wichteln entschieden. So muss jeder nur ein Präsent pro Familie besorgen und kann dafür in Ruhe überlegen und wirklich mit Liebe auswählen, anstatt dass eine Großbestellung im Internet abgesetzt wird.

Jetzt mal zum Eingemachten: Wie geht es mir, die gerade einen pflegeleichten Superschläfer genießt, mit der Aussicht auf viele weitere schlafarme Nächte? Viele Freund:innen haben schon zwei Kinder und lassen immer mal wieder diesen Satz fallen: „Ein Kind ist kein Kind.“ Danke, will ich nicht hören, ist doch Bullshit. Das erste Jahr mit Kind war so intensiv in allen Farben – den pastelligen und den grellen – das kann sich in der Intensität gar nicht wiederholen. Ich erwarte eher, dass das nächste Jahr eine andere Qualität von intensiv bekommt. Mehr Stress, weil zwei Minis zu versorgen sind, aber auch mehr Routine, weil sich viele Zweifel vom ersten Mal schon zerstreut haben. Vielleicht bin ich naiv, aber ich will mir keine Angst vor Nummer 2 einreden lassen. Ich will keine herablassend klingenden Sprüche wie den obigen hören, die vermutlich nur als sanfte Warnung gemeint sind. Ich will es so nehmen, wie es kommt, und das, was wir uns ausgesucht haben, nämlich ein zweites Kind zu bekommen, nicht mit so viel Belastung aufladen lassen, sondern mit Freude. Wow, was ein Satz. Ihr wisst schon, was ich meine.

Das hier hat Lily Pebbles (eine meiner liebsten britischen Influencerinnen) mal geschrieben, als sie gefragt wurde, was härter war – die Umstellung von 0 auf 1 Kind oder von 1 auf 2 Kinder. Genau so fühlt es sich für mich an, obwohl ich noch gar nicht in der Situation bin. Hoffentlich tritt das wirklich ein.

So, das war jetzt eine kleine Gedankenkarussellfahrt am Donnerstag. Hat gut getan, mal wieder zu tippen.
Bis in Bälde zur großen 2022 Book Party!