Allergischer Schock.

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von JULIA DETTMER

arm

Es geht mir prima an diesem Feiertag. 10 Kilometer laufen im Englischen Garten, auf geht’s. Schön ist es draußen. Der Schnee ist größtenteils weggeschmolzen. Ich lasse mir von Susanne Fröhlich aus ihrem Buch „Lieblingsstücke“ vorlesen. Keine liest so pointiert wie sie. Seichte aber gewitzte Unterhaltung.

Bei Kilometer acht höre ich nicht mehr so genau zu. Mich irritieren meine Nasennebenhöhlen. Irgendwie fühlen sie sich plötzlich so gereizt an. So geschwollen, sie jucken von innen. Ich denke mir (noch) nichts, laufe weiter, höre wieder zu.

Ich beiße mir versehentlich auf die Zunge. Oh Gott, die ist ja ganz dick! Mindestens doppelt so dick wie normal. Irgendwas ist ganz komisch gerade. Ich bin eh auf dem Heimweg, gehe das letzte Stück langsamer. Mein Herz pumpt ordentlich. Meine Hände fangen an zu bitzeln, meine Lippen auch.

Habe ich mich überanstrengt? Aber nee, ich laufe diese Strecke immer, bin gut im Training und habe erst zwei Stunden vorher ordentlich gegessen. Ich habe das Gefühl, die Leute schauen mich auf den letzten paar Metern komisch an.

Als ich endlich daheim ankomme – mittlerweile ist meine Nase dicht, meine Zunge noch dicker, ich atme sehr schnell – und in den Spiegel blicke, kann ich verstehen, warum sie so blöd geguckt haben. Ich bin knall(!)rot und sehe alles andere als gesund aus.

Ich trinke Wasser mit Eiswürfeln, vielleicht schwillt dann die Zunge ab. Ich gehe laukalt duschen, vielleicht hilft das gegen die puterrote, extrem juckende Haut.

Schnell merke ich, dass gar nichts hilft. Mein ganzer Körper fühlt sich geschwollen an. So was hatte ich noch nie. Ich kapiere, dass ich ins Krankenhaus muss. Schnell rufe ich zwei gute Freundinnen an, die in der Nähe wohnen, und sie bringen mich hin. DANKE nochmal!

Diagnose dort: Allergischer Schock. Sie hängen mich an den Tropf, beruhigen mich, wollen mich eine Nacht dabehalten. Nach ein paar Stunden ist die Schwellung zurückgegangen. Am nächsten Morgen geht es mir viel besser, alles ist abgeschwollen, meine Haut hat wieder eine normale Farbe. Ich werde entlassen. Noch ein Tag in Ruhe auf dem Sofa, dann bin ich wieder die Alte.

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Ich habe lange überlegt, ob ich das hier schreiben soll. Dann kam ich zu dem Schluss, dass es Sinn macht, um zu sensibilisieren. Ich hatte nämlich keine Ahnung, was da gerade mit mir passierte. Ich spürte nur, dass etwas ganz und gar nicht stimmt. Dann muss man schnell handeln, nämlich in die Notaufnahme düsen oder den Krankenwagen rufen. Den Rest machen die. Tut man das nicht, kann das tödlich enden, wenn’s richtig blöd läuft.

Leider konnte nicht festgestellt werden, worauf ich allergisch reagiert habe. Ich habe nichts Besonderes gegessen, kein neues Waschmittel verwendet und keine neue Laufstrecke mit ungewohnten Pflanzen ausprobiert. Auch ein verschleppter Infekt wurde über die unauffälligen Blutwerte ausgeschlossen. Klar ist nur, dass das Laufen das Ganze natürlich angekurbelt hat. In fünf Wochen kann ich einen Allergietest machen, der dann vielleicht Aufschluss gibt.

2015, ich bin jetzt da!